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Konrad Adenauer-Forschungspreis 2023 für Queer History-Expertin und Netzwerkmitglied Prof. Ph.D. Jennifer Victoria Evans

News vom 15.06.2023

Kanadische Historikerin wird zwei Forschungsprojekte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin aufnehmen.

Die von Humboldt-Stiftung zeichnet die kanadische Expertin für europäische Queer History, Prof. Ph.D. Jennifer Victoria Evans, mit dem Konrad Adenauer-Forschungspreis 2023 aus. Die Auszeichnung ist mit 60.000 Euro dotiert und mit einem Forschungsaufenthalt in Deutschland verbunden. Die Historikerin wird dazu zwei Forschungsprojekte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin aufnehmen. Ein Vorhaben befasst sich mit der Rolle des Drag in der queeren Geschichte Deutschlands ab 1945. Das andere Forschungsvorhaben untersucht Fotografie und sexuelle Revolution anhand sich verändernden bildgebenden Praktiken. Der Historiker und Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Martin Lücke von der Freien Universität Berlin hatte die kanadische Historikerin für den Konrad Adenauer-Forschungspreis nominiert.

Mit Jennifer Victoria Evans zeichnet die von Humboldt-Stiftung eine international anerkannte Expertin für die deutsche und europäische Queer History mit dem Konrad Adenauer-Forschungspreis 2023 aus. Evans ist seit 2017 Professorin an der Carleton University in Ottawa und seit 2016 Mitglied der Royal Society of Canada. Auf der Grundlage von Kultur- und Sozialtheorien untersucht Evans die Beziehungen zwischen queeren und trans Personen, dem Staat und gesellschaftlichen Vorstellungen von Gemeinschaft. Ihr Forschungsfokus ist breit: von der transnationalen Geschichte der Sexualität, des täglichen Lebens und der visuellen Kultur über Formen des Populismus bis hin zur Geschichte der Homosexualität im Nachkriegsdeutschland.

Gerade Evans' Arbeit über das geteilte Deutschland war bahnbrechend in der Art und Weise, wie sie auf einen großen Korpus von Archivunterlagen, einschließlich Polizei- und Gerichtsakten, zurückgriff, um die Regulierung von Moral und Verhalten in Ost- und Westdeutschland nachzuvollziehen. Ihre Werke „Bahnhof Boys“ (2003) und „The Moral State“ (2005) gehörten zu den ersten englischsprachigen Studien über die polizeiliche und rechtliche Verfolgung von Homosexualität im besetzten und geteilten Deutschland. Zudem hat sie einige der zentralen Texte im Bereich der Queer History veröffentlicht, darunter Queer Cities, Queer Cultures (2013, mit Matt Cook), ein Kompendium mit Fallstudien aus ganz Europa.

Prof. Dr. Martin Lücke von der Freien Universität Berlin, der Jennifer Evans bei der von Humboldt-Stiftung nominiert hatte, begrüßte die Auszeichnung und betonte, dass die Preisträgerin die Forschungsaktivitäten am Friedrich-Meinecke-Institut besonders bereichern könne: „Prof. Evans wird sich insbesondere im Forschungsnetzwerk der Deutschen Forschungsgemeinschaft ‚Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa‘ engagieren, das am FMI koordiniert wird. Ich freue mich insbesondere, mit ihr die wirklich führende Expertin in queerer Geschichte als Gast zu begrüßen.“

Während ihres Aufenthalts in Deutschland wird Jennifer Victoria Evans zwei Forschungsprojekte verfolgen: Mit der „Short History of Drag“ verortet sie das Cross-Dressing in der Geschichte Deutschlands ab 1945 und fragt, welche Rolle Drag in der queeren Geschichte und in der Geschichte der schwul/lesbischen/transsexuellen/transgender Identitätsbildung spielt. Das zweite Projekt befasst sich mit Fotografie und der sexuellen Revolution. Es untersucht die Rolle der sich verändernden ästhetischen, bildgebenden und kuratorischen Praktiken bei der Liberalisierung der sozialen und sexuellen Sitten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jennifer Victoria Evans wird ihre Forschung am Friedrich-Meinecke-Institut (FMI) der Freien Universität Berlin im Juni 2023 aufnehmen. Am 21. Juni wird sie am FMI einen öffentlichen Vortrag zum Thema „The Queer Art of History: Queer Kinship After Fascism“ halten.  

Mit dem Konrad Adenauer-Forschungspreis zeichnet die von Humboldt-Stiftung Wissenschaftler*innen aus Kanada aus, deren grundlegende Entdeckungen und Erkenntnisse das eigene Fachgebiet auch über das engere Arbeitsgebiet hinaus geprägt haben und die durch ihre Persönlichkeit und Forschung zur Stärkung der wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Kanada beitragen. Die Preisträger*innen werden zusätzlich eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkolleg*innen durchzuführen.

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